Humanitärer Block
3.07.2022

Krieg der Welten. Krieg der Kulturen

Krieg der Welten. Krieg der Kulturen

Während ukrainische Künstler gezwungen sind, sich in Luftschutzbunkern zu verstecken oder zu den Waffen zu greifen, um ihre Liebsten und ihr Heimatland zu schützen, skandieren russische Künstler aktiv: Die Kunst ist außerhalb der Politik, die Kunst ist außerhalb des Krieges.

Die Kunst jedes Landes, jeder Nation existiert nicht nur für sich selbst, weit weg von der Realität. Die Kunst nicht nur reagiert auf die Gesellschaft, in der sie geboren wird, sondern auch formt diese Gesellschaft.

Ich hoffe, dass heute jeder die Demütigung der nationalen und menschlichen Würde als Verbrechen anerkennt. Die russische Propaganda hat ein Bild von russischen Künstlern und Kulturschaffenden kreiert, die von allen irdischen Sünden und vor allem von den Sünden ihrer Regierung, Politik und Gesellschaft losgelöst sind.

Man kann sich ans berühmte Gedicht des russischen Dichters Joseph Brodsky „Zur Unabhängigkeit der Ukraine“ erinnern:

Sagen wir ihnen, die klingelnde Mutter hält streng inne: 

eine Tischdecke für Sie, Khokhly, und ein Handtuch für die Straße. 

Gehen Sie in einem Zhupan von uns weg, ohne in Uniform zu sprechen, 

an eine dreibuchstabige Adresse für alle vier 

Parteien. Jetzt die Hütte im Herrenhaus von Hansa einlassen 

mit lyahami haben sie dich auf vier Knochen gestellt, du Bastard.

…………….

Mit Gott, Adler, Kosaken, Hetmans, Wächter! 

Nur wenn es darum geht zu sterben, ihr Bullen, 

Sie werden keuchen, die Kante der Matratze kratzen, 

Zeilen von Alexander, nicht Taras’ Unsinn.

Entspricht das nicht der Propaganda, die heute aus den Sprachrohren der Kreml-Regierung erschallt? Sind hier nicht chauvinistische und ukrainophobe Ideen zu spüren? Dieser Text wurde in den 90er Jahren des XX. Jahrhunderts vom Autor öffentlich vorgelesen. Es scheint, dass die russische Kultur nicht nur im Einklang mit der Politik der russischen Regierung steht, sondern auch ein wirksames Instrument ist, das Diskriminierung und Unterdrückung aus nationalen Gründen fördert.

In den Zeilen dieses Gedichts verwendet der prominente und sogar kultige russische Dichter eine abfällige Anrede an Ukrainer – Khokhly. Dies ist nicht nur auf der umgangssprachlichen Ebene der russischen Gesellschaft typisch, die Zuschreibung abfälliger Stempel auf andere Völker ist keine seltene Erscheinung und ist sogar in der Literatur die Regel. Die Anrede „Khokhly“ kann mit der Anrede an die Afroamerikaner verglichen werden – „niger“. Außerdem ist die Heuchelei überraschend. Immerhin werden diese Stempel „Tschurki, Khokhly, Kanaken“ von den Russen nicht auf Feinde gesetzt, sondern auf Vertreter der Völker, die Teil der Russischen Föderation sind und davor Teil der Sowjetunion waren. Mit anderen Worten, dies ist eine für die russische Kultur typische Dualität – Ukrainer gleichzeitig „Brüder“ und „Khokhly“ zu nennen. Und diese Kombination beweist sofort, dass es von der Natur keine Brüderlichkeit geben kann, wir sprechen von der Beziehung zwischen einem Wahnsinnigen und einem Gefangenen.

Joseph Brodsky schließt sein poetisches Manifest mit einer These über die Vormachtstellung Alexander Puschkins über Taras Schewtschenko ab. Er prophezeit, dass die Ukrainer trotz ihres Nationalstolzes gezwungen sein werden, den russischen Künstler größer als den Künstler ihres Volkes anzuerkennen. Kategorisch und grob beschuldigt er den Klassiker und Symbol der ukrainischen Literatur, Taras Schewtschenko, der Lüge und nennt ihn „einen lügenden Taras“. Er scheut sich nicht, zwei Künstler verschiedener Nationen in Waagschalen zu werden und verlangt eine vergleichende Einschätzung. Findet ihr das nicht ein bisschen primitiv und barbarisch? Tatsächlich ist für das russische Kulturfeld die einzige unerschütterliche Vertikale typisch laut dem russischen Künstler immer größer als Künstler aller andere Kulturen sind. Ihrer Meinung nach sind sie ohne Zweifel größer, weil sie Vertreter des einzigartig auserwählten Volkes sind. Und das ist keine natürliche Liebe zum eigenen Land, sondern eine Art perverse, aggressive Haltung, alles andere zu verleumden.

Interessanterweise entwickelte sich die Russisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats in demselben Paradigma. Die Russen sehen sie nicht als gleichwertig an. Sie sehen die Russisch-Orthodoxe Kirche als die wichtigste, ausschließlich wahre, allen anderen überlegene, und dabei widersprechen sie mit ihrer Absurdität der initialen Mutterkirche und dem Ökumenischen Patriarchen.

Aber zurück zur Literatur. Waren die herausragenden Künstler der russischen Kultur wirklich so unpolitisch? Ist es richtig, sie von den staatlichen Prozessen, von den Prozessen der Bewusstseinsbildung des Volkes und dementsprechend dem Handeln und der Entwicklung dieses Volkes zu trennen? Ich möchte ein ziemlich verbreitetes Beispiel geben. Der bekannte russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski beschränkte sich nicht darauf, ausschließlich Kunstwerke zu schreiben. Er redete auch aktiv über politische Prozesse und artikulierte deutlich seine Beteiligung an der öffentlichen Meinungsbildung. Wir können uns einige Auszüge aus dem „Tagebuch eines Schriftstellers“ von 1876 ansehen.

Nach meiner tiefen Überzeugung, die vollständig und unwiderstehlich sind, wird Russland solche Hasser, Neider, Verleumder und sogar offensichtliche Feinde wie all diese slawischen Stämme nicht haben (und hat auch nie gehabt), sobald Russland sie befreit und Europa zustimmt, sie anzuerkennen!

„Russland muss sich verantwortungsbewusst darauf vorbereiten, dass all diese befreiten Slawen gerne nach Europa eilen werden, um ihre Identität zu verlieren, an den europäischen politischen und gesellschaftlichen Formen zu erkranken, und daher eine lange Zeit des Europäismus erleben müssen, bevor sie es zumindest etwas in ihrer slawischen Bedeutung und in ihrer besonderen slawischen Berufung im Herzen der Menschheit erreichen…

… aber sie werden immer instinktiv spüren (natürlich in einem Moment der Gefahr, nicht vorher), dass Europa der natürliche Feind ihrer Einheit ist, war und immer sein wird und dass sie natürlich in der Welt existieren, nur weil es einen riesigen Magneten gibt – Russland, das sie alle unwiderstehlich an sich zieht und dadurch ihre Integrität und Einheit festhält …“

Ja, natürlich hat jeder das Recht auf seine eigene Meinung. Aber spürt ihr nicht die Rhetorik des Hasses in diesen Worten? Ein solcher Text könnte heute durchaus in irgendeinem sozialen Netzwerk verboten werden. Der Autor hebt Russland wieder als eine außergewöhnliche Kraft hervor und erklärt seine missionarische Bedeutung in dieser Welt sowie einen besonderen Platz der slawischen Völker. Er stellt die russische Kultur der europäischen gegenüber und wirft gleichzeitig den Ukrainern und wahrscheinlich den Belarussen vor, nach Souveränität, Identität und Freiheit zu streben. Er setzt den Stempel „Feind“ auf ganze Nationen, indem er nur von seiner eigenen Vision des geopolitischen Systems der Welt ausgeht und sich auf den hypothetischen zukünftigen Verrat bezieht, den er erfunden hat, ohne starke Argumente zu nennen, die Tatsachen des wirklichen Übels, das von den slawischen Völkern Russlands verursacht wurde. Gleichzeitig trennt er Russland von den slawischen Völkern.

Das ist eine für russisches Narrativ typische Idee: Wir, die Russen, werden euch festhalten, auch wenn ihr es nicht wollt, wir werden entscheiden, was ihr braucht und was nicht, auch wenn ihr euch selbst entscheiden wollt. Wir sind eure Brüder, und wir werden es entscheiden, wie ihr leben sollt. Nach diesem Prinzip will die Russische Föderation heute über das Schicksal und den Entwicklungskurs eines souveränen unabhängigen Landes entscheiden und fordert, seinen Wunsch zu berücksichtigen, was den NATO-Beitritt der Ukraine angeht. Laut Meinungsumfragen glaubt heute nicht nur die Regierung, sondern auch etwa 80 % der russischen Bürger, dass die Politik ihres Präsidenten richtig ist, und vor allem denken durchschnittliche Russen keinen Moment darüber nach, wo sie das Recht haben, über Schicksal und Entwicklung einer anderen Nation zu entscheiden.

Interessanterweise ernannten sich die Russen zu ukrainischen Brüdern selbst. Da sie keine historische oder kulturelle Grundlage für den Titel „Bruder“ haben, verwenden sie das einzige Argument – Gewalt. Aber stimmt euch zu, das sei eher dem Verhalten des Besetzers als eines Verwandten ähnlich.

Russen haben mit Ukrainern keine gemeinsame ethnische Herkunft, da sie keine Slawen sind. Sie verstehen die ukrainische Sprache nicht, im Laufe ihrer Geschichte leugnen sie die Existenz dieser Sprache und versuchen, sie auszurotten. Die gesamte Geschichte der Beziehung zwischen Ukrainern und Russen in den letzten dreihundert Jahren ist eine Geschichte von Kriegen und Aufständen der Ukrainer gegen die russischen Besatzer, eine Geschichte der Unterdrückung und des Terrors der Russen, um die Kultur und Identität des ukrainischen Volkes zu zerstören.

Heute erinnern sich viele an einen anderen herausragenden russischen Schriftsteller – Turgenjew. Es geht um seine Lehrbuchwerk – die Kurzgeschichte „Mumu“. Wenn es am Beispiel von Brodsky oder Dostojewski möglich war, das Verhältnis der Russen zu anderen Völkern und Kulturen zu betrachten, dann ist am Beispiel von Turgenjew das Wesen der Russen selbst perfekt zu sehen. Der Autor schafft tatsächlich ein Bild des russischen Volkes und scheint sein Verhalten, sein Modell der sozialen Interaktion zu programmieren. Die Hauptfigur des Werks ist Gerasim, ein starker, aber dummer Kerl. Er kann sich nicht empören oder seine eigene Meinung äußern. Er gehorcht der „Barynja“ (Herrin), das heißt er gehorcht der Macht über sich selbst.

Schweigend erträgt er alle Ungerechtigkeit. Aber der Höhepunkt ist, dass Gerasim seinen einzigen Freund tötet – den Hund Mumu, der seinen Schutz brauchte und ihn liebte. Gerasim ertränkt den Hund auf Befehl von „Barynja“, die aus sadistischem Vergnügen befiehlt, Mumu ohne Grund loszuwerden.

Gerasim tötet nicht die „Barynja“, sondern einen treuen, wehrlosen Freund. Er rennt nicht weg, um Mumu zu retten, der stumme Kerl flieht, nachdem er einen kriminellen Befehl ausgeführt hat und zum Mörder und Verräter geworden ist.

Das ist das wahre Bild des russischen Volkes, das prinzipienlos in der Lage, einen Freund zu töten und zu verraten, um Befehle gehorsam auszuführen ist. Ein Feigling, der unweigerlich ein Verbrechen begeht und dann nach Verständnis sucht, ist der russische Held. Das ist der berühmte „kleine Mensch“. Das ist kein Held, der für Gerechtigkeit kämpft oder sich für einen Freund opfert. Das ist ein Held, der anderen nicht einmal für sich selbst opfert, sondern um einen Befehl auszuführen. Willenlos und stumm.

Solche Charaktere sind am beliebtesten. Russen erkennen sich in solchen Charakteren wieder. Die ganze russische Literatur zielt darauf ab, in die Psychologie des Verbrechers einzutauchen und eine Entschuldigung für sein Verbrechen zu finden oder zumindest Sympathie für ihn zu wecken.

Seit Jahrhunderten hat die russische Kultur das Bild eines versklavten kleinen Menschen gefördert und geprägt, dem alle Verbrechen, die er aufgrund seiner Schwäche begeht, vergeben werden sollten. Infolgedessen haben wir heute eine russische Gesellschaft von Millionen solcher „kleinen Menschen“, die ihrer kriminellen Regierung nicht widerstehen kann und wie Gerasim bereit ist, diejenigen zu töten, die sie hinterhältig und heuchlerisch „Brüder“ nennt, aber nicht zu widersprechen oder gegen kriminelle Befehle ihrer „Barynja“, die wie Putin im Kreml sitzt, zu rebellieren.

Heutzutage ist die Meinung verbreitet, nur der Präsident solle für alle Verbrechen des Krieges der Russischen Föderation gegen die Ukraine verantwortlich sein. Auch für die Besetzung der Krim. Tatsache ist aber, dass er nicht nur Unterstützung im russischen Umfeld findet, er begeht all diese Verbrechen nach dem Verlangen der russischen Gesellschaft.

Russische Präsidenten und Zaren haben sich abgewechselt, aber sie haben immer an demselben Kurs festgehalten, und keiner von ihnen hat die Chance verpasst, den Genozid als Instrument zur eigenen Machterhalt einzusetzen. Das russische Volk hat ihnen das nie vorgeworfen.

Wir können uns daran erinnern, wie fleißig und beispiellos brutal die Russen die Ukrainer während der Herrschaft von Zar Peter der Große ausgerottet haben. Die Vernichtung von Baturyn, der damaligen Hauptstadt des Hetmans, fiel tatsächlich mit dem zusammen, was russische Offiziere und Soldaten der Stadt Mariupol heute antun. Dies ist die vollständige Zerstörung der Stadt. Massenhafte und sadistische Morde von Frauen, Kindern, älteren Menschen, Militärs und Zivilisten. Diese Zerstörungen und Morde haben kein militärisches Gewicht, sie werden nur aus sadistischem Vergnügen begangen.

Der ukrainische Historiker Mykola Markevych schrieb über das Massaker von 1708 in Baturyn:

“Serdyuks wurden teilweise gemetzelt, teilweise mit Seilen in einer Gruppe zusammengebunden. Als Rache für gestern wies Menschikow die Henker an, sie mit verschiedenen Hinrichtungen hinzurichten; die Armee überall und immer zur Plünderung bereit, war in die Häuser des einfachen Volkes verstreut und ohne die unschuldigen von den schuldigen zu trennen, rottete Zivilisten aus, sie verschonte dabei weder Frauen noch Kinder. Der häufigste Tod sah so aus: Die Lebenden wurden geviertelt, aufs Rad geflochten und auf einen Scheiterhaufen gesetzt, und dann wurden neue Arten der Qual erfunden, solche, dass selbst diese Vorstellung erschrecken kann.

Hier sind ein paar Worte von Mykola Osychenko über das, was das russische Militär 2022 im ukrainischen Mariupol tut (von DW.COM):

„Als wir abreisten, sahen wir keine stehen gebliebenen Häuser in der Stadt. Irgendwo flogen die Fenster heraus, irgendwo war ein Durchgangsloch im Gebäude in jemandes Wohnung. Irgendwo wurde das oberste Stockwerk abgerissen. Wir fuhren durch die Stadt, überall lagen Leichen. Frauen, Männer, Kinder. Wir haben versucht, unsere Kinder im Auto abzulenken, damit sie dort nicht hinsehen. Es ist einfach schrecklich“.

Wie wir es sehen können, sind die Russen in XVIII. und XXI. Jahrhunderten in der Kriegsführung gleichermaßen grausam, manisch und skrupellos. Die Zeit zwischen diesen Ereignissen war auch keine Ära der Harmonie und Freundschaft. Das zaristische Russland und dann die Sowjetunion töteten Hunderttausende und Millionen UkrainerInnen oder deportierten sie nach Sibirien und siedelten Russen in ihren verlassenen Häusern an. Erwähnenswert sind solche Tragödien wie die künstliche Hungersnot von 1932-33 Massenrepressionen gegen die ukrainische Intelligenzia, deren Höhepunkt 1937 war. Als Ergebnis dieser Repressionen in der Geschichte der ukrainischen Kunst entstand der Begriff „Rosstriljane widrodschennja“ (die hingerichtete Wiedergeburt). Hunderte ukrainische Schriftsteller, Künstler, Komponisten, Wissenschaftler, Regisseure und Schauspieler wurden vom Sowjetregime in Konzentrationslagern und geheimen Folterkammern physisch ausgerottet. Weniger bekannt in der Welt, aber nicht weniger schrecklich ist die Repressionswelle gegen die Ukrainer in den 1960er und 1970er Jahren, die eine ganze Bewegung der Dissidenten-Intellektueller hervorbrachte. Das war die weitere Politik der nationalen Unterdrückung der ukrainischen Kultur. Und selbst der Krieg, der heute die gesamte zivilisierte Welt erschreckt, begann nicht 2022, sondern acht Jahre zuvor mit der Besetzung der Krim durch die Russische Föderation. Danach begannen sofort Repressionen gegen LehrerInnen der ukrainischen Sprache und Literatur sowie die konsequente Verfolgung pro-ukrainischer EinwohnerInnen und des indigenen Volkes – Krimtataren. In der besetzten ukrainischen Stadt Donezk wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Kunstzentrums das Konzentrationslager „Isolation“ eröffnet.

Noch heute schweigen die Russen, wie sie es immer gemacht haben, und beobachten weiter Massenverbrechen. Diesmal freuen sie sich sogar über diese Ergebnisse. Bis 2014 fanden auf der ukrainischen Krim in der Stadt Jalta regelmäßige Workshops von KünstlerInnen des Theaters der Russischen Föderation statt. Da gibt es einen ganzen Komplex, der von der Union der TheaterschauspielerInnen der Russischen Föderation genutzt wurde. Vor den Ereignissen der ukrainischen Revolution der Würde hatte ich sogar einmal die Gelegenheit, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen. Aber haben russische Intellektuelle, TrägerInnen des Gewissens der russischen Kultur nach der russischen Besetzung der ukrainischen Krim die Kraft gefunden, die Nutzung des Geraubten zu verweigern? Haben sie sich geweigert, ihre Kongresse auf der besetzten und geraubten Krim abzuhalten? Nein. Nein, sie machen mit großem Vergnügen weiter mit, ruhen sich auf der mit der Waffengewalt weggenommenen Krim aus und diskutieren über Kunst, hohe Ideen, Güte und Gerechtigkeit. Vielleicht sind sie sogar ein wenig empört über ihre Regierung. Aber es ist sehr bequem, über eigene Regierung unter den Zypressen von Jalta empört zu sein.

Heute, nach einem Monat groß angelegter Bombenangriffe und Raketenangriffe russischer Truppen auf ukrainische Städte, wurden zahlreiche Fakten über die Zerstörung der historischen, kulturellen und künstlerischen Erben der Ukraine verzeichnet. Zerstörte Museen, Sakralbauten, Theater, Kunstschulen, historische Architektur. Theater- und Literaturschaffende, VertreterInnen des Buchverlags und der Wissenschaft wurden physisch zerstört.

Der direkte Treffer der Fliegerbombe zerstörte das Kunstmuseum „Kuindschi“ in Mariupol, das im Anwesen aus dem Jahr 1902 war. Die Sammlung des Museums umfasste etwa 2.000 Exponate.

Raketen- und Bombenangriffe zerstörten Gebäude aus dem XIX. Jahrhundert. Das Museum der Antiquitäten in Tschernihiw, das lokale Heimatskundemuseum in Ochtyrka, das Geschichts- und Heimatskundemuseum in Ivankiv. Russische Soldaten plünderten das durch Beschuss beschädigte historische und architektonische Reservat „Popovs Anwesen“, das 1894 in Vasylivka gebaut wurde.

Eine hölzerne St.-Georgs-Kirche, die im Jahr 1873 in Zavorychi, Kyjiwer Gebiet, gebaut wurde, brannte ebenfalls im Feuer nieder.

Die Luftbombe zerstörte das Dramatheater in Mariupol, in dem sich Kinder und Frauen versteckten, die aus dem Entbindungsheim evakuiert worden waren. Auf dem Territorium des Theaters gab es große Warnschilder „Kinder“, um vor versehentlichen Luftangriffen zu schützen.

Dies sind nur einige Beispiele für Hunderte anderer Verbrechen, die russische Truppen weiterhin in der Ukraine begehen, während ihr diesen Text lest.

Und was kann man heute von russischen Kulturschaffenden hören? Vor kurzem wurde umfangreiches Material mit Kommentaren von russischen Museums-Mitarbeiterinnen veröffentlicht. Und ihr könnt merken, dass sie sich alle Sorgen über die gescheiterten internationalen Ausstellungen machen, über die Finanz- und Informationskrisen, über den Verlust des Kunstmarktes. Aber sie solidarisieren sich in keiner Weise mit Museums-Mitarbeiterinnen und GaleristInnen der Ukraine. Über die Zerstörung von Museen und Kunstinstitutionen in der Ukraine durch russische Bomben und Raketen machen sie sich überhaupt keine Sorgen. Sie haben überhaupt keine Angst vor der Zerstörung von Kunstwerken im Feuer des Krieges – des Krieges, den ihr Land führt. Es geht ihnen nur um ihr eigenes Image. Also, glaubt ihr, dass Kunst und Kultur für diese Persönlichkeiten wirklich wertvoll sind? Nehmen sie die schreienden Verbrechen im Kultur- und Kunstbereich, die unter den Flaggen ihres Landes begangen werden, wirklich nicht wahr?

Je mehr sich die Ukraine und andere osteuropäische Länder dem Einfluss des tyrannischen Zentrums Moskau entziehen, desto mehr zeigt sich ihr wahres Gesicht.

Der Krieg, der heute in der Ukraine stattfindet, ist ein Krieg der Kulturen. Natürliche, tiefe, ursprüngliche ukrainische Kultur, europäische Kultur, gegen die Kultur der dunklen Zeiten, eine Kultur, die auf Lügen und Terror aufgebaut ist. Es ist die kulturelle Front, die den weiteren Verlauf der Weltgeschichte bestimmen wird, denn was im Herzen siegt, ist mit Waffen nicht mehr zu besiegen. Dies ist ein echter Krieg der Welten.

 

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